Erziehung



Mama und Papa hatten gedacht, dass sie mich leicht erziehen können. Innerlich habe ich jedesmal mir eins gefeixt. Leise still und heimlich habe ich mich daran gemacht, die beiden Katzengerecht umzuerziehen und da sie mich lieb haben, klappt das teilweise heute noch.

Als erstes habe ich ihnen beigebracht, was mir gefällt und was nicht.
Zum Beispiel, wenn der Dosenöffner mir Futter anbietet, was zwar empfohlen wird und super teuer ist, ziehe ich angewidert ab oder bleibe vor dem Napf sitzen. Mit dieser Art und Weise dachte ich, dass ich gewonnen hätte und ich diese Sorte von Futter nicht so schnell wieder angeboten bekomme. Eine zeitlang hat das auch geklappt, bis meine Ersatzeltern das Spiel durchschaut hatten.
Wenn Du Deiner Miez eine andere Futtersorte gibst, sobald Du glaubst, dass es ein bestimmtes Futter nicht mag, da sie das angebotene Futter nicht fressen will, wird das Kätzchen unter Umständen sehr wählerisch und Dir wird das teuer zu stehen kommen.

Wir Katzen lassen uns durchaus erziehen, allerdings nicht kommandieren oder maßregeln. Solche groben Behandlungen verursachen an unserer Katzenseele irreparable Schäden und jeder Stubentiger verwandelt sich dann in eine verstörte Kreatur.

Da Trixie aus einem Tierheim kommt, kannte sie solche Katzen, die leider kein friedliches und harmonisches Zusammenleben mit ihren Besitzern kennen gelernt haben. Diese Tiere wurden dann unsauber, aggressiv und hatten das Vertrauen zum Menschen verloren. Es gab sogar Tiere, die sie sehr selten zu Gesicht bekam, da diese sich ängstlich hinten den Ecken versteckt hatten.

Wenn ich mal wieder auf dem Tisch sitze oder ums Bett robbe, dann sagt Mama mit leicht angehobener Stimme NEIN, oder stößt wie eine Katzenmama Zischlaute aus, oder klatscht in die Hände, oder benutzt einen Wasserzerstäuber, und ich weiß, dass mein unerwünschtes Verhalten zu unterbinden ist.

Wenn das "NEIN" als Verbot etwas lauter und schärfer ausgesprochen wird, dafür aber mein Name liebevoll gesagt wird, erkenne ich am Tonfall den Unterschied in der Bedeutung der Worte. Würde aber der Namen scharf ausgesprochen werden, wenn ich etwas angestellt hätte, und anschließend auch noch bestraft werden würde, würde ich und jede andere Katze mit Sicherheit nicht mehr auf das Rufen des Namens positiv reagieren, sondern vielmehr das Weite suchen.

Spielen und Loben sind bei jeder Erziehung wegweisend in die Richtung Erfolg. Sobald Ihre Katze sich richtig verhalten hat, sollten Sie ihr lobend zureden mit häufiger Namensnennung und sie ein wenig streicheln - dann weiß sie, dass sie etwas Richtiges getan hat.

Diese Erziehungsmaßnahmen haben unter anderem bewirkt, dass ich Stubenrein geworden bin. Mit etwa 4 bis 5 Wochen begann diese Sauberkeitserziehung. Wir haben in unserem Heim insgesamt 3 fest auf dem Boden stehende Katzentoiletten, die jeweils in einer ruhigen, geschützten Ecke sich befinden.
Wenn nicht genug Katzenstreu in der Kiste ist, sehe ich sofort meine Chance, meine Familie zu erziehen. Ich möchte im Klo eine Mulde graben und wieder zuscharren können.
Mein erstes Katzenklo hatte einen mittelhohen Rand, damit ich mühelos hineinsteigen und gut darüber hinwegblicken konnte.

Sanft wurde ich in die Kiste gesetzt, damit ich mich an die Streu und den Geruch gewöhnen konnte. Ich habe lange gebraucht, bis ich den Zweck der Kiste verstanden habe und derweilen mich irgendwo in der Wohnung erleichtert.
War mir solch ein Mißgeschick passiert, wurde ich nicht angeschrieen oder gar mit der Nase reingestoßen. Der Geruch hätte mich dazu ermutigt, die selbe Stelle immer wieder zu benutzen. Mit einem energischen NEIN wurde ich sanft ins Katzenklo gesetzt, wo ich dann in den höchsten Tönen gelobt wurde. Stillschweigend hat dann Mama oder Papa die Stelle mit Essigwasser gesäubert, auch wenn es ihnen manchmal schwerfiel.

Wenn ich vom Schlaf erwachte, nach dem Füttern mein Geschäft erledigen mußte oder man es mir ansah, wurde ich umgehend ins Katzenklo gesetzt. Das wurde so lange wiederholt, bis ich es alleine aufsuchte.
Zum Anfang, wenn es mal geklappt hatte, wurde das Katzenklo nicht gleich gesäubert, sondern bis zum nächsten Mal gewartet. Dadurch entstand eine Geruchsbindung. Danach wurde die verbrauchte Streu regelmäßig mehrmals am Tag entfernt, da andernfalls damit gerechnet werden mußte, dass ich das vernachlässigte Klo meiden würde.

Durch Konsequenz, Ruhe und Geduld haben sie mir die Unart, meine Krallen an Möbeln oder Tapeten zu wetzen, abgewöhnt. Ich habe es geliebt, meine beiden Menschen als Kletterbaum zu benutzen oder Scheinangriffe auf nackte Beine oder Füße zu inszenieren. Ich, der kleine Übeltäter, wurde sanft, aber bestimmt weggenommen und durch Spiele mit der Sisal-Maus abgelenkt. Solch eine Kratzgelegenheit eignet sich hervorragend zur Krallenpflege.
Auch so mancher Kratzbaum durfte schon meine Krallen spüren und eignet sich wunderbar, um meinen Spieltrieb auszuleben. Die bequemen Liegeplatten dienen als zusätzliche Schlaf-, Aussichts- und Ruheplätze und die Höhle mit Plüscheinlage ist der geeignete Ort, sich vor Trixie zu verstecken und auszuruhen.

So manche Gardine statte ich einen Besuch ab und teste sie auf ihre Belastbarkeit hin. Mama hat mich dann immer energisch abgepflückt, und konsequent NEIN gesagt. Im Alter von 6 bis 12 Monaten hatte ich daran das Interesse verloren.

Wir Katzen sind ja auch sehr gelehrige Tiere und finden bald heraus, was heute und auch morgen erlaubt und was unerwünscht ist.

Mit viel Aufmerksamkeit, Geduld, Ausdauer und Verständnis seitens meiner Eltern hat es dann letztendlich doch noch geklappt, dass ich kleiner Rabauke kein großer Gauner geworden bin, auch wenn Mama oft nicht widerstehen kann und sich von mir um die Pfote wickeln läßt.